Liquidität
Gründer/innen und Kleinunternehmen sollten ihr Hauptaugenmerk auf die Sicherung der Zahlungsfähigkeit richten. Das ist wichtiger und aussagekräftiger als die Betrachtung z. B. der Rentabilität. Wenn Sie sich eine regelmäßige Vorschau und Kontrolle über Ihre Kontobewegungen angewöhnen, haben Sie bereits den entscheidenden Schritt in Richtung Controlling getan.
Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Wie werden voraussichtlich meine monatlichen Forderungszahlungen in den nächsten drei Jahren aussehen?
- Wie werden voraussichtlich die monatlichen Kosten meines Unternehmens im Einzelnen in den nächsten drei Jahren aussehen?
- Mit welcher monatlichen Liquiditätsreserve kann ich rechnen?
- Wie ist die Rentabilitätsvorschau und die Liquiditätsplanung in meinem Unternehmen eingeplant?
- Wie werde ich die Liquidität im laufenden Betrieb kontrollieren?
Liquiditätsplanung: Was ist Liquidität?
Ein Unternehmer muss jederzeit in der Lage sein, Löhne und Gehälter, Verbindlichkeiten an Lieferanten, Kredittilgungen, Zinsen usw. zu begleichen. Wer seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, dessen Existenz ist hochgradig gefährdet. Wenn Zahlungsschwierigkeiten auftreten, kann dies also schnell über „Leben oder Sterben“ des Unternehmens entscheiden. Daher ist es unbedingt erforderlich, zu jedem Zeitpunkt über die dann benötigten Finanzmittel zu verfügen. Um hier einen Überblick zu erhalten, müssen alle absehbaren Einzahlungen und Auszahlungen so genau wie möglich aufgelistet werden (mindestens monatlich). Die Differenz ergibt eine Über- oder Unterdeckung. Bei Unterdeckung müssen Mittel beschafft werden. Bei Überdeckung können Mittel kurzfristig angelegt werden (z. B. auf einem Tagesgeldkonto oder Sparbuch).
Ein „Management by Kontoauszug“ (Haben wir Geld, ist es gut. Haben wir keines, müssen wir uns etwas überlegen.) führt zwangsläufig irgendwann in die Unternehmenskrise.
Liquidität ist die Zahlungsfähigkeit Ihres Unternehmens. Der Faktor Zeit spielt hierbei eine besondere Rolle. Im Durchschnitt 1 Mio. EUR auf dem Konto zu haben, kann durchaus bedeuten, dass zwischendurch gar kein Geld da ist. Wenn das zum falschen Zeitpunkt der Fall ist, droht die Zahlungsunfähigkeit.
Beispiel: Ein Unternehmen, das zwar mit einem hohen Zahlungseingang rechnet, jedoch die aktuell fälligen Rechnungen wie Löhne oder Steuern nicht bezahlen kann, ist zunächst zahlungsunfähig – auch wenn es in ein paar Wochen über ausreichende flüssige Zahlungsmittel verfügen würde.
Saisonale Schwankungen, Großaufträge, Zahlungsziele, Zahlungsmoral, Steuernachzahlungen, jährliche Versicherungsbeiträge, Kapitaldienst oder Investitionen beeinflussen die Liquidität sehr stark. Daher muss Ihre Liquiditäts-Vorschau so gut wie möglich sein. Dies kommt am Anfang natürlich dem sprichwörtlichen Blick in die Glaskugel gleich, wird aber genauer, je mehr Erfahrungen Sie sammeln.
Liquiditätsplanung: Wie wird Liquidität richtig geplant?
Die Liquiditätsplanung und -sicherung ist eine Fleißarbeit. Und außerdem Chefsache. Denken Sie nicht etwa, dass Ihr Steuerberater Ihnen diesen Job abnimmt – er kümmert sich v.a. um die Zahlen der Vergangenheit.
Zur Planung und Überwachung der Liquidität hilft Ihnen eine einfache Liquiditätsplanung, die den Zeitraum der nächsten sechs (besser noch: zwölf) Monate umfassen muss. Nutzen Sie hierfür das Modul Liquidität im Bereich Finanzplanung Ihrer Gründerwerkstatt.
Ganz grundsätzlich gilt: Die Liquiditätsplanung simuliert Ihren Kontostand der nächsten Monate. Tragen Sie all jene Beträge ein, die voraussichtlich fließen werden. Die Differenz von Einnahmen und Ausgaben am Ende jeden Monats zeigt ihnen die Liquidität (Ihren Kontostand), die Sie zur Verfügung haben, um Ihre finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen.
Wichtig: Alle Einnahmen und Ausgaben, die schon konkret geplant werden oder monatlich gleichbleibend sind, müssen möglichst realitätsgenau eingetragen werden und auf Nachfrage z. B. der Bank auch begründbar sein. Dazu kommen Auszahlungen (und Einzahlungen), die nur zu bestimmten Terminen fällig werden, wie z.B. Jahresversicherungsprämien, Kreditzinsen usw. Diese werden für den betreffenden Monat in voller Höhe in die Tabelle eingetragen.
Wenn Sie die Zahlen der Liquiditätsplanung mit den Ist-Zahlen vergleichen, gewinnen Sie zunehmend Erfahrungswerte. Dadurch wird die Planung immer genauer und Sie schützen sich vor „bösen“ Überraschungen.
Folgende Faktoren beeinflussen Ihre Liquiditätsrechnung stark:
Fälligkeitstermine bei Abgängen
Wie viele Tage bleiben Ihnen, um die anstehenden Rechnungen Ihrer Lieferanten zu bezahlen? Wie lange können Sie über Ihr Geld anderweitig verfügen? Berücksichtigen Sie dabei die Fälligkeitstermine und nicht die Zahlungsfristen, die Sie tatsächlich in Anspruch nehmen.
Fälligkeitstermine bei Zugängen
Wann können Sie Ihren Kunden Rechnungen stellen? Wann können Sie damit rechnen, dass Geld in die Kasse fließt? Welches Zahlungsziel haben Sie den Kunden eingeräumt? Ab wann können Sie realistischer Weise und tatsächlich mit der Bezahlung rechnen?
Wachstumssprünge
Die Liquidität wird durch Wachstum zusätzlich belastet. Je länger die Auftragsdurchlaufzeiten sind, desto stärker ist die Belastung der Liquidität. Immerhin müssen Sie u.a. Löhne, Mieten, Materialien so lange vorfinanzieren.
Tipp: Machen Sie gesonderte Finanzierungsmöglichkeiten ausfindig.
Beispiel: Sie erhalten einen Auftrag von einem neuen Großkunden. Dieser muss mit erheblichen Mitteln (z. B. für Material) vorfinanziert werden, bis das erste Geld eingeht.
Umsatzsteuerzahlungen
Die Umsatzsteuer wird von Existenzgründern häufig übersehen oder vergessen, aber mit Sicherheit fällig! Beim Verkauf von Produkten wird die Umsatzsteuer als durchlaufender Posten dem Kunden in Rechnung gestellt. Sie muss monatlich oder quartalsweise an das Finanzamt abgeführt werden. Die Höhe ergibt sich aus der Differenz von Mehrwert- und Vorsteuer. Dieser Betrag gehört nicht Ihnen und muss daher als Auszahlung in die Liquiditätsplanung aufgenommen werden!
Liquiditätsplanung: Liquidität erhalten
Folgende Tipps helfen Ihnen, die Liquidität Ihres Unternehmens zu erhalten:
Schöpfen Sie Ihren Kontokorrentkredit nicht unnötigerweise aus
Investitionen in das Anlagevermögen dürfen nicht zu Lasten der laufenden Liquidität gehen, d.h. nicht mit einem Kontokorrentkredit finanziert werden. Investitionen in das Anlagevermögen sind meist langfristiger Natur und sollten mit langlaufenden Krediten oder Eigenkapital finanziert werden. Der Kontokorrentkredit ist jedoch für schnelle und kurzfristig anfallende Finanzierungen gedacht. Zudem ist er vergleichsweise teuer und verringert den Spielraum, kurzfristige Liquiditätsengpässe (z. B. bei unerwarteten Zahlungsverzögerungen) auszugleichen.
Sorgen Sie für ein sorgfältiges Forderungsmanagement
Stellen Sie Rechnungen unmittelbar nach Auftragserledigung und setzen Sie Zahlungsziele. Die Gewährung von Skonti bietet Ihren Kunden einen zusätzlichen Zahlungsanreiz. Überwachen Sie die Zahlungseingänge regelmäßig. Organisieren Sie Ihr Mahnwesen, damit Sie auf Zahlungsverzögerungen zeitnah reagieren können. Vereinbaren Sie An- und/oder Teilzahlungen bei größeren Aufträgen oder bei Kunden, die Ihnen unsicher erscheinen. Prüfen Sie die Kreditwürdigkeit Ihrer Kunden bei Auskunfteien wie Creditreform oder Schufa und den öffentlichen Schuldnerverzeichnissen.
Kalkulieren Sie Investitionen realistisch
Unterschätzen Sie bei Ihrer Investitionsplanung nicht den Kapitalbedarf und berücksichtigen Sie auch Folgekosten z. B. die Schulung von Mitarbeitern für eine neue Software. Überlegen Sie sich, ob die Investition langfristig sinnvoll ist oder ob Sie nur einen kurzen Auftragsboom damit bewältigen wollen. Ist letzteres der Fall, könnten Sie z. B. auf einen Subunternehmer ausweichen.
Schaffen Sie Liquiditätsreserven
Liquiditätsreserven helfen Ihnen unvorhergesehene Zahlungsengpässe zu überbrücken. „Sparen“ Sie regelmäßig einen Teil Ihrer Einnahmen und legen Sie ihn bei der Bank an. Wichtig bei der Anlageentscheidung: Über Liquiditätsreserven sollten Sie kurzfristig verfügen können.
Liquiditätsplanung: Engpässe überbrücken
Befindet sich Ihr Unternehmen in Liquiditätsschwierigkeiten, können erste Sofortmaßnahmen helfen, eine Zahlungsunfähigkeit zu verhindern und die Lage zu entspannen:
- Bringen Sie eine Bareinlage (z. B. private Ersparnisse) ins Unternehmen ein. Verkaufen Sie Betriebsvermögen, das Sie nicht unbedingt benötigen.
- Vereinbaren Sie möglichst lange Zahlungsziele mit Ihren Lieferanten, aber auch mit anderen Gläubigern wie etwa dem Finanzamt (Dauerfristverlängerungen etc.).
- Treiben Sie Ihre ausstehenden Forderungen ein. Nutzen Sie ggf. Inkasso-Firmen.
- Bitten Sie Ihr Kreditinstitut und vor allem große Lieferanten um Geduld! Sprechen Sie offen mit ihnen über Ihre Situation! Schaffen Sie dabei Vertrauen!
- Verhandeln Sie mit Ihrer Bank über günstigere Konditionen: Erhöhen Sie, wenn möglich, Ihren Kreditrahmen.
- Suchen Sie sich „frisches“ Beteiligungskapital.
Halten die Liquiditätsschwierigkeiten über einen längeren Zeitraum an, befinden sich Ihr Unternehmen wahrscheinlich in einer Krise und Sie müssen über Maßnahmen zur Sanierung nachdenken. Spätestens dann werden sich Ihre Kapitalgeber auch genauestens überlegen, ob sie Ihnen noch weiter vertrauen können. Bedenken Sie: Sanierung ist Chefsache.
Unsere Kosten werden in den ersten Monaten stark schwanken. Nach unseren Berechnungen muss der Kontokorrentkredit in keinem Monat in Anspruch genommen werden. Zur Sicherheit werden wir aber trotzdem einen Kontokorrentkredit bei unserer Hausbank in Höhe von 5.000 EUR beantragen. Die Liquiditätsplanung wird wöchentlich von Britta Müller durchgeführt. Die Liquidität wird im ersten Jahr hauptsächlich durch unsere Einlagen in Höhe von 30.000 EUR sichergestellt. Ab dem 4. Quartal im zweiten Geschäftsjahr werden die Einzahlungen die Auszahlungen übersteigen.