Persönliche und unternehmerische Voraussetzungen
Als Unternehmer brauchen Sie wichtige Eigenschaften wie Selbstdisziplin, Zielstrebigkeit, Lernbereitschaft, Kreativität sowie Selbst- und Risikobewusstsein. Zudem kennen erfolgreiche Unternehmer/innen ihren Markt und wissen, wie sie mit ihren Kunden umgehen müssen. Auch langer Atem ist gefragt – nur so lassen sich Rückschläge wegstecken und in positive Energie umwandeln. Auch wenn sie allein noch keinen Erfolg garantieren: Prüfen Sie dennoch, ob Sie diese Eigenschaften besitzen.
Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Welche persönlichen Voraussetzungen bringe ich zur Erreichung meiner Ziele mit?
- Welche Lücken müsste ich kompensieren?
- Wie kompensiere ich diese?
- Bin ich eher ein "Einzelkämpfer" oder brauche ich ein partnerschaftliches Team um mich?
Verantwortungsvoller Umgang mit Geld
Als Unternehmer wirtschaften Sie in die eigene Tasche. Viele Unternehmer stellt es vor große Schwierigkeiten, den Finanzhaushalt zu kontrollieren. Dienstwagen, Büroraum, Lohn – jede Investition will gut überlegt sein. Planen Sie neben den Kosten für den Betrieb auch die notwendigen Mittel für Ihren Lebensunterhalt ein: Laufende Lebenshaltungskosten, soziale Sicherung und Steuern. Machen Sie sich bewusst, dass Sie insbesondere in der Anfangsphase den Gürtel enger schnallen müssen. Prüfen Sie Ihren Umgang mit Finanzen. Wer bisher als Angestellter nicht gut mit seinen Finanzen haushalten konnte, wird als Unternehmer umso mehr Schwierigkeiten bekommen.
Gesunder Körper, gesunder Geist
Neben den genannten Charaktereigenschaften benötigen Sie für die Existenzgründung einen gesunden Körper und eine gesunde Seele. Wer evtl. aus gesundheitlichen Gründen nicht hundertprozentig belastbar ist, muss sich genau überlegen, wie er künftig mit diesem Schwachpunkt umgeht, damit dieser nicht zu einem Hindernis heranwächst. Schließlich müssen Sie stets auf hohem Niveau arbeiten, Verantwortung übernehmen, sich durchsetzen, der Konkurrenz voraus denken und flexibel auf Markttendenzen reagieren. Das erfordert hohe Ansprüche an Körper und Geist.
Stress, Burnout, Arbeitssucht – insbesondere Führungskräfte sind überdurchschnittlich häufig seelisch ausgebrannt und leiden an Depressionen. Zudem kommt es während der Anlaufphase oft zu Unsicherheit und Versagensängsten. Diese Ängste sind nach Depressionen und Alkoholmissbrauch die dritthäufigste psychische Störung bei Managern. Machen Sie sich bewusst, dass Sie als Existenzgründer mit ähnlichen Problemen zu rechnen haben und prüfen Sie, ob sie dagegen ausreichend gewappnet sind.
Halten sie sich fit. Eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und seelischer Ausgleich sind notwendig. Gönnen sie sich zwischendurch immer auch Erholungsphasen. Hobbys und Interessen außerhalb der Arbeit sind hierfür ebenso wichtig wie kleine Auszeiten zum Entspannen. Sorgen Sie auch am Arbeitsplatz für gesunde Bedingungen – schließlich verbringen Sie dort 80 Prozent Ihrer wachen Zeit.
Im Büro gilt: Langes Sitzen belastet die den Stütz- und Bewegungsapparat des Körpers. Beschwerden wie Rückenschmerzen treten dadurch häufig auf. Wichtigste Grundlage der ergonomischen Gestaltung von Büroarbeitsplätzen ist die Bildschirmarbeitsverordnung. Diese auf einer EU-Richtlinie beruhende gesetzliche Grundlage nennt nicht nur die Bedingungen für Bildschirm, Tastatur, Schreibtisch und Bürostuhl, sondern bezieht sich auch auf die Umgebung: Platzbedarf, Beleuchtung, Reflexe und Blendung, Lärm, Klima, Strahlungen und Luftfeuchtigkeit. Außerdem werden Mindestanforderungen an die Software gestellt.
Tipp: Bewegung hält fit und macht den Kopf frei. Für den körperlichen Ausgleich sollten Sie Freiraum schaffen und mindestens ein bis zwei körperliche Trainingseinheiten in der Woche einplanen. Machen Sie sich klar, dass Sie trotz der hohen Arbeitsbelastung Ihre Gesundheit nicht aus den Augen verlieren dürfen.
Finanzielle Voraussetzungen
Eine gute Finanzierung ist die Grundlage für den erfolgreichen Aufbau Ihres Unternehmens. Die genaue Ermittlung des Kapitalbedarfs gehört deshalb zu den wesentlichen Aufgaben jedes Existenzgründers.
Das Eigenkapital
Das Eigenkapital ist Ihr ganz persönliches Sicherheits- und Risikopolster – vor allem in der schwierigen Anlaufphase. Sie stellen damit sicher, dass nicht schon geringe Verluste zu einer Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung und damit zum Konkurs führen. Prüfen Sie noch einmal Ihre Bereitschaft, mit den eigenen Geldreserven für Ihr Unternehmen gerade zu stehen.
Zum Eigenkapital zählen nicht nur „Geldmittel“. Auch Maschinen, Werkzeuge oder ein Auto können als Eigenkapital in Ihr Unternehmen eingebracht werden („Sachmittel“). Gehen Sie auf Nummer Sicher: Wer Zweifel daran hat, dass er ein großes Einkommens- und Vermögensrisiko selbstverantwortlich tragen kann, sollte von einer Selbstständigkeit Abstand nehmen.
Kreditwürdigkeit
In der Regel übersteigt der Kapitalbedarf die eigenen Finanzmittel. Dann müssen Sie sich Fremdkapital organisieren. Dabei gilt: Je höher das Eigenkapital, desto größer die Chance, von den Banken einen zusätzlichen Kredit zu bekommen. Der Mindestanteil an Eigenmittel beträgt mindestens 15 bis 20 Prozent der Investitionskosten. Wer seine Kreditwürdigkeit ermitteln will, kann dies online tun. Viele Kammern und Gründungsförderungsinstitutionen bieten einen kostenlosen Bonitätscheck im Internet an. Überlegen Sie, ob Ihre Bank mit Ihnen bereits schlechte Erfahrungen gemacht hat. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass die Kreditgeber Druck ausüben. Stellen Sie sicher, dass Sie ihm gewachsen sind.
Auch wenn es unangenehm sein mag, in der Gründungsphase an Negatives zu denken: Machen Sie sich einen finanziellen „Plan B“ für den Fall, dass die Selbstständigkeit nicht klappt. Setzen Sie sich dabei insbesondere eine finanzielle Schmerzgrenze, die Sie im Extremfall nicht überschreiten möchten. Das sprichwörtliche „Ende mit Schrecken“ ist beim Thema Gründung in jedem Fall dem „Schrecken ohne Ende“ vorzuziehen!
Öffentliche Förderung
Bund, Länder und EU unterstützen den Start in die unternehmerische Selbstständigkeit durch spezielle Förderprogramme. Meist handelt es sich um Darlehen, es gibt aber auch nicht-rückzahlbare Zuschüsse. Typisch für öffentliche Förderdarlehen sind u.a. günstige Zinsen und lange Laufzeiten. In der Regel müssen Sie nicht sofort mit der Rückzahlung beginnen.
Förderkredite beantragen Sie in der Regel über Ihre Hausbank. Dabei gilt: den Antrag immer vor Beginn der Selbstständigkeit stellen. Im Nachhinein werden keine Fördermittel bewilligt (Ausnahme: Investitionszulage). Erwartet werden von Antragstellern in der Regel eine ausreichende fachliche und kaufmännische Qualifikation und der Nachweis, dass die Existenzgründung in eine tragfähige "Vollexistenz" als Haupterwerbsgrundlage mündet. Prüfen Sie, ob Sie die Voraussetzungen erfüllen und ob Ihnen Fördermittel zustehen.
Tipp: Lassen Sie sich unbedingt beraten. Nur so können Sie sicher gehen, welche der Förderprogramme für Sie am günstigsten sind und was Sie beim Antrag beachten müssen. Eine erste Übersicht über die verschiedenen Fördermodelle bekommen Sie im Internet unter www.existenzgruender.de oder direkt unter http://www.foerderdatenbank.de/.
Risikobegrenzung
Gewinnen Sie bei der Finanzplanung das Gefühl, dass die Risiken zu hoch sein könnten, überlegen Sie, welche Alternativen es gäbe. Eine wichtige Möglichkeit der Risikobegrenzung in bestimmten Konstellationen ist es beispielsweise, nicht ein neues Unternehmen aufzubauen, sondern sich an einem bestehenden zu beteiligen bzw. es zu übernehmen.
Tipp: Das finanzielle Risiko bei Unternehmensgründungen ist hoch. Ein sorgfältig geprüfter Finanzplan gibt stabile Sicherheit. Planen Sie – gerade zu Beginn – nicht mit dem ganz großen Geld. Machen Sie sich bewusst, dass Sie unter Umständen klein anfangen und Ihre Ziele nur schrittweise nach oben anpassen können.
Soziale Voraussetzungen
Das wichtigste Anti-Stress-Mittel ist der Rückhalt durch Familie und Freunde. Besonders der Ehepartner sollte bei der Gründungsentscheidung mit einbezogen werden.
Die berufliche Selbstständigkeit verändert nicht nur Ihren Alltag, sondern auch den Ihrer Familie. Haushalt, Kinderbetreuung, Ehe; Schon im „normalen“ Berufsleben sind familiäre Verpflichtungen und Job oft schwer vereinbar. Eltern sind oft kurzfristig mit Sondersituationen konfrontiert, z.B. wenn die Kinder krank werden oder die Schule ausfällt. Als Selbstständige treffen Sie solche kurzfristigen Vorkommnisse umso härter – sorgen Sie also frühzeitig vor!
Ein intaktes soziales Netzwerk ist deshalb ein wichtiger Baustein für Ihre Ausgeglichenheit und Stressresistenz im Job. Um die Doppelbelastung zwischen Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut zu bekommen, brauchen Sie ein gutes Organisations- und Zeitmanagement.
Vergewissern Sie sich vor Ihrer Gründung auf jeden Fall,
- dass Ihre Angehörigen voll hinter Ihrem Vorhaben stehen und Sie in schwierigen Situationen unterstützen und
- dass es bei Bedarf eine verlässliche Vertretung im Haushalt und der Kinderbetreuung gibt.
Die meisten Gründer/innen unterschätzen den Zeit- und Kraftaufwand, den eine Gründung erfordert. Je mehr Rücksicht Sie auf Ihre Familie – oder sonstige Verpflichtungen – nehmen müssen, desto eher sollten Sie überlegen, ob der direkte Volleinstieg in die Selbstständigkeit sinnvoll ist.
Stehen Ihnen z. B. nur wenige Stunden pro Tag für Ihre selbstständige Tätigkeit zur Verfügung, achten Sie darauf, dass
- Sie Ihre Geschäftsidee auch tatsächlich mit dieser geringen Stundenzahl umsetzen können und
- dass sowohl die Investitionen als auch die laufenden Kosten möglichst niedrig sind.
So minimieren Sie Ihr Risiko. Sie können das Unternehmen dann zu gegebener Zeit immer noch weiter entwickeln.
Tipp: Wer Zeit- und Arbeitsaufwand realistisch einschätzt, läuft weniger Gefahr, den Partner oder die Familie zu überfordern. Seien Sie sich dessen bewusst und bereiten Sie sich und Ihr privates Umfeld rechtzeitig auf die anstehenden Belastungen vor.
Der Erfolg unseres Unternehmens hängt maßgeblich davon ab, wie zuverlässig und pünktlich unsere Leistung erbracht wird. Die im bisherigen Berufsalltag erworbene Fähigkeit des Zeitmanagements wird uns in unserer Selbständigkeit sicher von Nutzen sein. Durch unsere frühere berufliche Tätigkeit haben wir gezeigt, dass wir über ein gutes Organisationstalent verfügen. Wir sind in der Lage, Abläufe unter Kosten- und Effizienzgesichtspunkten sinnvoll zu planen und zu optimieren. Fehlende Erfahrung als Selbständige werden wir durch Bekannte und Verwandte ausgleichen, die bereits den Weg in die Selbständigkeit gegangen sind.